Blogpost vom 26.01.24,Authorin: Carolin Johannsen
Ok, wir hier in Niedersachsen sind nicht gerade von der Sonne verwöhnt. Trotzdem können Photovoltaik-Freiflächenanlagen (FFPV) auch hier ein sinnvoller Baustein für die Energiewende sein. Die Frage, wo gute Standorte für solche FFPV sind, lässt sich mit Hilfe von Geodatenanalysen und KI beantworten. Heute möchte ich euch zeigen, wie ihr das machen könntet.
Einige Kommunen, Kreise und Bundesländer haben so eine Analyse schon gemacht und online gestellt, z.B. NRW https://www.opengeodata.nrw.de/produkte/umwelt_klima/klima/solarkataster
Könnt ihr euch ja mal anschauen, vielleicht ist das ja genau die Info, nach der ihr sucht. Falls nicht, lasst uns die Analyse selber bauen!
Der erste Schritt in der Analyse ist die Zusammenstellung eines Kriterienkatalogs für die Standorte. Ich habe mich für den Weg entschieden: erst die Ausschlusskriterien abarbeiten und dann die verbleibenden Flächen anhand von Eignungskriterien sortieren.
Es sind im Laufe des letzten Jahres einige Publikationen erschienen, die sich mit dem Thema befassen und Kriterienkataloge enthalten.
Ich habe mich entschieden, dieses Positionspapier des UBA, dieses Positionspapier des BUND und dieses Positionspapier des NABU&BSW - Bundesverband Solarwirtschaft e.V auszuwerten. Zum Glück widersprechen die sich nicht, sie setzen allerdings unterschiedliche Prioritäten.
Für diese Analyse wende ich folgende Kriterien an, die alle gleich gewichtet werden:
Jetzt kennen wir alle Flächen, wo FFPV ok wäre. Lasst sie uns noch nach folgenden Kriterien priorisieren:
So, nun machen wir uns auf die Suche nach den Daten für die Ausschlusskriterien. Ich habe hier ein paar Links zusammengestellt, die bei der Datenrecherche hilfreich sind.
Mit einem großen DANKE! an alle Openstreetmap contributors habe ich mir die aktuellen OSM-Daten über den Geofabrik Download Server geholt.
Sprecht mich gern an, falls ich euch eine solche Analyse für eure Gemeinde, den Landkreis oder eure Grundstücke umsetzen soll.
Hier seht ihr das Ergebnis für 36 Gemeinden rund um Bremen: blau sind die nicht ausgeschlossenen, gelb die priorisierten.
Informationen darüber stellt das Bundesamt für Naturschutz zusammen, im Schutzgebiete (WFS).
© Bundesamt für Naturschutz 2015 (BfN)
Wir sollten keine Wälder abholzen, um Flächen für einen Solarpark frei zu machen. Auch Moore eignen sich schlecht. Wo diese liegen, ziehen wir uns aus dem OSM-Datensatz oder, falls ihr amtliche Daten braucht, aus dem DLM250, das das BKG bereit stellt. Diese Daten sind © GeoBasis-DE / BKG (2023)
Gewässer im Allgemeinen könnten wir uns aus dem DLM ziehen, aber wir wollen nur die Naturnahen ausschließen. Was bedeutet naturnah? Naturnah ist ein Gewässer dann, wenn die Veränderung der Gewässerstrukturen als Abweichung vom potenziell natürlichen Zustand minimal ist. Bewertet wird das an Hand von 24 Kriterien, wie z.B. Uferbewuchs oder Querprofilform. Naturnah ist Güteklasse1. Daten zur Gewässerstruktur sind nicht leicht zu finden.
Ein wms zum bundesweiten Stand 2001 ist über das Umweltbundesamt verfügbar, aber leider keine Möglichkeit, auf die Daten zuzugreifen.
Die meisten Bundesländer bieten allerdings Zugriff auf die Daten an, also vielleicht habt ihr Glück und euer Projekt liegt in einem dieser Gebiete. Falls ihr für Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz oder Saarland Daten findet, lasst mir bitte nen Kommentar da!
Baden-Württemberg:
Gewässerstrukturkarierung nach dem Feinverfahren wfs
Bayern
-
Berlin
Fließgewässer (Übersichtsverfahren)
Fließgewässer (Vor-Ort-Verfahren)
Alle unter der Datenlizenz Deutschland - Namensnennung - Version 2.0 lizensiert, Geoportal Berlin /Gewässerstrukturgüte - Gesamtbewertung (WRRL) (Umweltatlas)
Brandenburg
Zum Download als zip, Stand 2007.
Diese Daten stehen unter der Datenlizenz Deutschland Namensnennung 2.0, Bereitsteller: GeoBasis-DE / LGB 2024.
Bremen
Siehe Nds.
Hamburg
Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Umwelt und Energie, 2015
Hessen
-
Mecklenburg-Vorpommern
Zum Download als shapes:
Download BP3 (fis-wasser-mv.de)
© LUNG MV (CC BY-SA 3.0)
Niedersachsen
Zum Download über diesen Link, als gdb
© 2016, geodaten@nlwkn-dir.niedersachsen.de
Nordrhein-Westfalen
Zum Download über diesen Link als shapes
Rheinland-Pfalz
-
Saarland
-
Sachsen
https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/wfs/services/wasser/strukturguete?
Sachsen-Anhalt
Es gibt für die Layer die Option “Daten des Themas exportieren” Gewässerkundlicher Landesdienst - Datenportal (lhw-sachsen-anhalt.de)
© Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW)
Schleswig-Holstein
Das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN)
bietet einen wfs für das Themengebiet Wasser, allerdings scheint die Strukturgüte nicht enthalten. UP-SH Freitextsuche nach Informationen (schleswig-holstein.de)
Thüringen
Über den Kartenviewer besteht die Möglichkeit, die Daten zu exportieren.
Gibt es zum Download für ganz Deutschland über die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG)
Copyright: "WasserBLIcK/BfG & Zuständige Behörden der Länder, 2023-10-06."
Auch diese Daten stehen zum Download bei der BfG bereit
Copyright: "WasserBLIcK/BfG & Zuständige Behörden der Länder, 2023-10-06."
Ziehen wir uns wieder aus OSM, oder dem DLM250, wie Wälder.
Die Qualität der landwirtschaftlichen Flächen wird über die Bodenzahl bewertet.
Es gibt außerdem einen deutschlandweiten Datensatz über die Ertragsmesszahl, welcher dieselben Informationen enthält. Ich empfinde ihn als recht löchrig, für viele Flächen enthält er keine Daten. Abzurufen über BGR - Ertragspotential (bund.de)
Für die Grundsteuer wird die EMZ auf die Größe der Fläche hochgerechnet. Wenn ihr also Werte wie 13567 als EMZ seht, müsst ihr durch die Größe der Fläche in Ar (≙100m²) teilen.
Also lohnt es sich, die Datenbestände der einzelnen Bundesländer zu durchforsten? Die Information wird von den Katasterämtern geführt (ALKIS), ist aber (noch, Stand 1/24) nicht open Data.
Das Landesamt GeoInformation Bremen schreibt sogar extra “Vorsicht Gebührenfalle” auf seine eigene Internetseite, in Bayern kostet der Datensatz €95.000,00.
OK, aber hat die EU nicht entschieden, dass viel mehr Datensätze der öffentlichen Verwaltung open data werden müssen??? Stimmt, unter anderem Flurstücksgrenzen und Daten zu “agricultural parcels”.
High-value datasets – an overview through visualisation | data.europa.eu
Die Deadline für die Umsetzung ist Juni 24.
Aber einige Bundesländer geben die Daten schon jetzt kostenfrei raus.
Baden-Württemberg
Wer den ALKIS-datensatz nicht kaufen möchte, kann über Ertragsmesszahlen der Gemarkungen in Baden-Württemberg (lel-web.de)
eine Abfrage der Ertragsmesszahlen machen, gemittelt auf die Gemarkung (Stand 2015). Einfach [Gemarkungsnummer] >= 1 in die Abfragemaske eingeben, dann bekommt ihr eine Tabelle mit ca. 3300 Werte für alle Gemarkungen.
Bayern
Die Daten sind hinter einer Bezahlschranke verborgen. Wenn wir alle was in den Topf werfen, bekommen wir bestimmt die €95.000,00 zusammen…vielleicht können wir uns noch die Flurstücke dazukaufen, wenn wir schon mal dabei sind…für €970 000,00?
Berlin
Im Land Berlin wird keine Bodenschätzung durchgeführt, so dass es keine Ertragsmesszahl/Bodenzahl gibt.
Brandenburg
Downloaddienst: Landwirtschaftliches Ertragspotenzial (WFS-LBGRBOERTRAG)
c Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR)
Bremen
Bezahlschranke, Alkis
Hamburg
Freie und Hansestadt Hamburg, Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung bietet Daten über den Dienst "WFS Ertragsmesszahlen Hamburg":
Hessen
Die Daten stehen unter folgendem Link zum Download bereit.
Lizenz: Creative Commons BY 4.0. „Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie“
Mecklenburg-Vorpommern
Der Datensatz ist als ”BOSISlight” für Geld zu haben, €500 für ganz M-V. Hier sind die Bodenschätzungen in 10er-Schritten zusammengefasst, was für unsere Zwecke ok ist.
Der Datensatz Flurstücke mit Bodenzahl kostet aktuell ca €500.000…
Niedersachsen
Hier stellt das LBEG einen wfs bereit.
© Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), 2024
Nordrhein-Westfalen
In NRW sind die Daten über die Grundsteuer open Data. Ihr könnt hier ca 1GB CSVs runterladen, und euch aus der Größe der Fläche sowie der EMZ die Bodenzahl berechnen.
Grundsteuerdaten NRW (Flurstücke)
Rheinland-Pfalz
Die Daten sind als ein Layer des wfs Diensts Boden abrufbar.
©GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2024, dl-de/by-2-0, www.lvermgeo.rlp.de
Saarland
-
Sachsen
Vom Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie bereitgestellt, z.B. als wfs
Sachsen-Anhalt
Die Ackerzahl ist Teil des WFS Geodatendienst Bodendaten
©Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB)
Schleswig-Holstein
Der wfs und Infos zum Wfs Bodenbewertung
Datenlizenz Deutschland Namensnennung 2.0 Quellenvermerk: LfU-SH
Thüringen
-
Habe ich wieder aus OSM gezogen.